Ein sicherer Hafen für schwere Seelen
Das Gemeindezentrum Blickwechsel hat ein neues Zuhause. Es bietet geschützte und ruhige Räume sowie Ansprechpartner bei außergewöhnlicher psychischer Belastung, seelischer Not oder Einsamkeit. Es ist für Menschen im gesamten Leipziger Norden da.

Beratungsstelle, Treffpunkt, Rückzugsort – In der Magdeburger Straße 1-3 nahe Coppiplatz findet sich seit einigen Wochen dies alles unter einem Dach. Denn das Psychosoziale Gemeindezentrum Blickwechsel ist hier im März und April eingezogen. „Endlich alles barrierefrei“, freut sich Leiterin Mirjam Heeger, als sie die Tür öffnet. Doch die neue Einrichtung bietet noch mehr: Helle, freundliche Räume und ein vom Hauptraum zugänglicher Außenbereich laden zum Verweilen ein. Es gibt eine moderne und offene Küche, aus der täglich zu den Öffnungszeiten das Mittagessen, dienstags ein gemeinsames Abendessen, donnerstags ein gemeinsames Frühstück sowie ganztägig leckere Kleinigkeiten und Kuchen angeboten werden. Und natürlich steht wieder ein separater Raum für Entspannungsübungen und die vielen Gruppenangebote zur Verfügung. Sogar das Aquarium aus dem „Wohnzimmer“ im alten Café Blickwechsel hat einen neuen Platz gefunden.
„Hilfe für Menschen mit seelischen Belastungen und psychischen Erkrankungen“ bietet das Gemeindezentrum seit 1974 in Leipzig, seit 1999 ist es in Gohlis ansässig. Dass ein hoher Bedarf besteht, spüren die fast 30 Beschäftigten in ihrer täglichen Arbeit auch am neuen Standort: Die Warteliste für Termine zur Beratung und den Bereich besondere Wohnformen ist unverändert lang. Denn Krisen und psychische Belastungen betreffen fast jeden Menschen ein- oder mehrmals im Leben. Wenigen gelingt es, ganz allein damit fertig zu werden, einigen mit Hilfe von Familie und Freunden.
Für alle anderen will das Gemeindezentrum da sei. Die hohe Nachfrage nach Unterstützung kann wenigstens insofern als hoffnungsvolles Zeichen gedeutet werden: Die Inanspruchnahme der professionellen Unterstützung ist stets der bessere Weg als etwa die „Selbsthilfe“ mit Suchtstoffen wie Alkohol und anderen Drogen, die es hierzulande leider auch nicht selten gibt, wenn Menschen mit bestimmten Lebenssituationen nicht oder nur schwer zurechtkommen.
Wer in das Gemeindezentrum Blickwechsel kommt, hat sich entschieden, mit akuten besonderen bzw. außergewöhnlichen Belastungen auf eine gesündere und nachhaltige Weise umzugehen. Ebenso wie die Besuchenden, die anhaltend unter psychischen Erkrankungen leiden, die Angehörige von psychisch Erkrankten sind – oder sich auch „nur“ sehr einsam fühlen und in einem geschützten Raum diesem Gefühl für eine Weile die Erfahrung von Gemeinschaft, Anteilnahme und Fürsorge entgegensetzen wollen. Nicht zuletzt bietet das neue Café Blickwechsel ebenfalls einen Rückzugsort für beispielsweise hochsensible Menschen, die mal kurz eine Auszeit in freundlicher Atmosphäre vom stressigen, lauten Alltag in der Großstadt benötigen. Es findet sich also eine stattliche Zahl guter Gründe, in das Zentrum in der Magdeburger Straße zu kommen.
Ein Team von haupt- und ehrenamtlich tätigen Menschen kümmert sich um ein buntes Angebot für unterschiedliche Interessengruppen. Das Café im Erdgeschoss soll ein Treffpunkt sein: Neben den preiswerten, hausgemachten Mahlzeiten gibt es an jedem zweiten Sonntag im Monat einen Brunch. Besondere Veranstaltungen sowie regelmäßige Mal- und Kunstgruppen, Gesprächskreise und Selbsthilfegruppen, eine Schreibgruppe, Musikprojekte und Entspannungsgruppen haben unter dem Dach des Gemeindezentrums ihren Platz. Es gibt eine kleine Bibliothek und täglich einen Spieltreff. Angeboten werden je nach Jahreszeit zusätzlich gemeinsame Spaziergänge und Wanderungen. Oder kurz: Eine Menge, was der Seele in schwierigen Zeiten und Umständen guttun und helfen kann, mit Krisen, starker Einsamkeit oder besonderen Problemen gut und in Gemeinschaft von anderen umzugehen.
Welcher Wunsch ist bei Leiterin Mirjam Heeger nach dem Umzug noch offen? „Leider mussten wir den Montag aus den Öffnungszeiten unseres Cafés nehmen, um im Kostenplan bleiben zu können. Das ist sicherlich eine spürbare Einschränkung für viele, die uns kennen“, sagt sie. Sie wünscht sich deshalb, dass Stadt und Land die langfristige und bedarfsgerechte Finanzierung der psychosozialen Versorgungsstrukturen sicherstellen.
Und natürlich hofft sie auf weiterhin die tatkräftige ehrenamtliche Unterstützung, auf die viele Angebote im Zentrum in der Magdeburger Straße angewiesen sind, um am neuen Standort für Menschen im ganzen Leipziger Norden da sein zu können: als sicherer Hafen bei seelischer Not, für Betroffene psychischer Erkrankungen und ihre Angehörigen, bei starker Einsamkeit oder als Treffpunkt und freundlicher Rückzugsort inmitten der Großstadt.
Arik Platzek
Psychosoziales Gemeindezentrum Blickwechsel
Magdeburger Str. 1-3 (EG) | 04155 Leipzig
Telefon: 0341 561 14 0
E-Mail: blickwechsel@diakonie-leipzig.de
Öffnungszeiten Café Blickwechsel
Dienstag 11.30 – 19.00 Uhr
Mittwoch 11.30 – 17.30 Uhr
Donnerstag 9.00 – 17.30 Uhr
Freitag 11.30 – 17.30 Uhr
2. Sonntag/Monat 10.00 – 13.00 Uhr Brunch
Alle Informationen zu den verschiedenen Angeboten auf diakonie-leipzig.de/blickwechsel